Wasser für die anglophone Region Kameruns. Der Verein Watoto wa jua – Kinder der Sonne e.V. hat erstmalig komplett eigenständig ein Brunnenprojekt auf die Beine gestellt. Die Vorgeschichte ist jedoch lang. Wie es dazu kam, lesen Sie hier.

Bereits seit 2017 befindet sich die anglophone Region Kameruns im Krisenmodus. Separatisten, die der englischsprachigen Minderheit der Bevölkerung zuzuordnen sind, verlangen eine Abspaltung und Unabhängigkeit der beiden anglophonen Regionen Nordwest und Südwest. Die frankophon geprägte Politik und Verwaltung im Land geht gegen diese Bestreben entschlossen vor. Seitdem beherrschen gewalttätige Auseinandersetzungen, Brandstiftungen, Entführungen und Vertreibung das Geschehen. Der Konflikt betrifft 2 Millionen Menschen und hat bereits zu knapp 600.000 Binnenvertriebenen sowie zu 77.000 Geflüchteten ins benachbarte Nigeria geführt (aktuelle Zahlen finden sich hier). Ein realistisches Szenarion für ein zeitnahes friedliches Ende und eine Rückkehr zur Normalität ist derzeit nicht in Sicht.

Hier ergeben sich zwingend humanitäre Bedarfe, die u.a. im jährlich erscheinenden Humanitarian Needs Overview der Vereinten Nationen erfasst werden. Als ein wesentlicher Bedarf wird in jedem Jahr die Versorgung mit WASH-Diensten genannt, dazu gehört Wasserversorgung, Sanitär und Hygiene.

Bei diesen Bedarfen setzt Watoto wa jua – Kinder der Sonne e.V. an. Bereits im Jahr 2018 hat sich der Verein an einem Wasserprojekt in der Nordwest-Region beteiligt, bei dem das Dorf Mbah mit sauberem Wasser versorgt wurde. Die ganze Dorfgemeinschaft packte mit an und es entstanden öffentliche Wasserzapfhähne am Gesundheitszentrum und am stark frequentierten Marktplatz. Kurz darauf jedoch musste das Dorf fliehen, der Konflikt erreichte nun auch die ländlichen Gegenden. Einige der Dorfbewohner flohen in die Südwest-Region und suchten in Küstennähe ein neues temporäres Zuhause.

Und genau dort, genauer gesagt in Bibunde, Idenau, hat der Verein kürzlich ein neues Wasserversorgungsprojekt realisiert. In enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Council (die politische Verwaltung des Dorfes) wurde beschlossen, einen alten Wassertank zu restaurieren, einen neuen Tiefbrunnen zu bohren, zu motorisieren und das Wasser an 5 verschiedenen öffentlichen Stellen im Dorf verfügbar zu machen. Bereits im Januar des Jahres 2022 gab es die ersten Kontaktaufnahmen, der Vereinsvorstand vereinbarte mit dem Council ein sogenanntes Memorandum of Understanding (MoU), in dem die Verantwortlichkeiten und der Eigenbeitrag der lokalen Authoritäten fest definiert und schriftlich besiegelt wurde. Hierzu muss man wissen, dass ein Großteil der gebauten Tiefbrunnen nach wenigen Jahren bereits wieder defekt sind, da für Wartung und Betrieb kein entsprechendes Knowhow, Werkzeug oder Geld zur Verfügung steht. Oft fehlt es auch an Ownership und klarer Verantwortung. Mit dem Vorgehen, die Dorfverwaltung von Anfang an in den Bau miteinzubeziehen und dies auch zu verschriftlichen, möchte der Verein von vornherein einem Missmanagement vorbeugen und klare Verantwortlichkeiten für den Erhalt der Wasserversorgung schaffen. Demnach würde Watoto wa jua – Kinder der Sonne e.V. eine Bohrfirma beauftragen, um den Wassertank wiederherzustellen, die Bohrung durchzuführen, die Pumpe zu installieren und das Wasser auf Qualität zu testen. Der Council hingegen würde die entsprechenden Rohre ins Dorf verlegen und für den Bau der Wasserzapfhähne zuständig sein. Und so kam es dann auch.

Nachdem mehrere Bohrfirmen angeschrieben wurden, um ein Angebot einzureichen, wurde auf Basis von Erfahrung, Verfügbarkeit und Preis ein Anbieter ausgewählt und beauftragt. Die Anzahlung von 50% des Gesamtkosten von etwa 9.000 EUR wurde im Juli 2022 überwiesen und die Arbeiten konnten beginnen. Ende August wurden die Arbeiten dann fertiggestellt und die Bohrfirma übergab die neue Wasserversorgung offiziell an die Dorfgemeinschaft. Der in unserer Satzung festgeschriebene Impuls für eine eigenständige und würdige Weiterentwicklung der Begebenheiten ist geglückt.

An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei allen Spendern, groß und klein, bedanken. Die Unterstützung, die wir erfahren, ist ein enormer Antrieb, weitere Projekte auf ehrenamtlicher Basis durchzuführen.