Einen ausführlichen Bericht in englischer Sprache findet ihr hier.

Im Februar und März haben wir unsere konkreten Planungen für das Projekt aufgenommen. Uns war wichtig, dabei die Dorfbewohner mit einzubeziehen und für die Durchführung eine lokale Firma zu beauftragen. Dementsprechend haben wir uns mit dem Council des Dorfes sowie mit dem Wasserkomitee abgesprochen und gemeinsam einen Plan erstellt.

In dem kleinen Dorf Mbah (knapp 2.000 Einwohner) in der Nähe der Stadt Kumbo gibt es keinerlei fließendes Wasser. Insbesondere am zentral gelegenen Marktplatz sowie im Health Centre, wo regelmäßig Geburten stattfinden, sorgt das für Probleme. Wenn während einer Geburt Wasser benötigt wurde, sind die Krankenschwestern zur nahegelegenen Straße gegangen und haben ein Motorrad angehalten, um einen Kanister Wasser zu besorgen. Das kam dann jedoch oft erst spät und noch öfter aus unhygienischen Quellen. Auch am Marktplatz, wo sich jeden Samstag bis zu 200 oder mehr Leute den ganzen Tag zusammenfinden, ist kein Wasser vorhanden. Bei den Temperaturen vor Ort ist das für Menschen und Lebensmittel eine große Herausforderung. Unser Ziel war also klar: Wir brauchen für die Hygiene am Marktplatz und im Health Centre eine geregelte Wasserversorgung.

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Aber wie schaffen wir das? Wir hatten uns inzwischen mit einer lokalen Firma (Ets Formavise) auf einen Rahmenvertrag geeinigt und das Projekt angesprochen. Daraufhin wurden erste Testbohrungen im Dorf gemacht, an welcher Stelle Wasser vorhanden sein könnte. Glücklicherweise haben wir eine Wasserstelle entdeckt, die ziemlich in der Mitte zwischen Health Centre und Marktplatz liegt. Die beiden Stätten sind jedoch etwa 1,5 Kilometer auseinandergelegen, sodass wir das Wasser noch entsprechend transportieren mussten. Kurzerhand haben wir entschieden, an der Bohrstelle zukünftig einen Wassertank aufzustellen und von dort Rohre zu verlegen, an deren Ende jeweils ein Wasserhahn errichtet wird. Und der Plan ist aufgegangen.

Als Sammy und ich am 4. Juni nach langer Überfahrt aus Yaounde und durch das englischsprachige Krisengebiet um Bamenda im hügeligen Dorf Mbah ankamen, haben wir uns gleich mit allen Verantwortlichen getroffen: Den Vertretern des Councils, dem Chef des Wasserkomitees, dem Manager der lokalen Firma sowie mit einigen Arbeitern, die die Rohre für uns verlegen würden. Alle waren hochmotiviert, denn sie kennen die Wassersituation in ihrem Dorf sehr gut. Dass nun Hilfe von “aussen” kam, wurde durchweg positiv angenommen.

In unserer ersten Woche im Dorf wurde ein Grossteil der Arbeiten bereits erledigt. Für die Wasserhähne am Markt und am Health Centre wurden die Wasserhähne betoniert und zwei Gruppen von Arbeitern fingen an, barfuss und mit Spaten durch die harte lehmige Erde von den Wasserhähnen zu der zu bohrenden Wasserstelle zu graben, 50 cm tief und 20 cm breit. Innerhalb von 4 Tagen waren die 1,5 km überwunden. Als Erfrischung gab es täglich Palmwein und Sammys Mutter hat Essen für alle spendiert. Sammy und mir kam vor allem die Aufgabe zu, regelmässig die Tiefe zu überprüfen und mit den Dorfbewohnern zu sprechen, über deren Land die Gräben führten. Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass stetig genug Baumaterial wie Cement, Kiesel oder Sand sowie die einzulegenden Rohre vorhanden sind. D.h. wir sind viel zwischen dem Ort Kumbo und dem Dorf hin- und hergefahren um mit unserem Pickup die Materialien zu transportieren.

Mit dem beauftragten Bohrgerät ist es leider zu Verzögerungen gekommen. Der Bohr-LkW steckte in Bamenda mit Motorproblemen fest und würde erst sehr verspätet eintreffen. Die Chefs des Dorfes und des regionalen Königs des Nso-Volkes hat das jedoch nicht davon abgehalten, uns kurz vor unserer Abreise eine riesige Zeremonie zu bescheren. Dabei sind alle Dorfgruppierungen am Marktplatz zusammengekommen und jeder Vertreter hat eine Rede gehalten. Die Vertreter des Königs haben uns dabei traditionelle Kleidung überreicht und uns den Titel “Shey of Water” verliehen. Dies ist ein Titel des Nso-Volkes, der aussagt, dass man etwas für die Community getan hat. Die Frauen des Dorfes haben für uns gesungen und getanzt und uns mit Hühnern, Kartoffeln, Avocado und Ananas beschenkt. Danach ist der gesamte Tross zur anvisierten Bohrstelle gezogen und der Chef des Dorfes hat die Ahnen darum gebeten, dass reichlich Wasser vorhanden sein wird und das Projekt erfolgreich ist. Für Sammy und mich war das eine wirklich tolle und außergewöhnliche Erfahrung.

Kurz nach unserer Abreise nach Deutschland traf dann auch endlich der Bohr-LKW im Dorf ein. An der anvisierten Stelle wurde auf 65 Meter gebohrt und erfolgreich auf Wasser gestoßen. Danach musste nur noch das Gerüst für den 3000-Liter Tank gebaut und die Rohre angeschlossen werden. Zudem wurde das Wasser im Labor positiv auf gute Wasserqualität getestet und das Wasserkomitee im Umgang mit der Wasseranlage trainiert.

Nun sind die beiden Wasserhähne entsprechend versorgt und zwei wichtige Plätze im Dorf haben endlich eine geregelte Wasserversorgung.

Vielen Dank für eure grandiose Unterstützung,
Mathis